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Digitale Union

„Gastronomie kann niemals komplett digitalisiert werden“

Jana Bogorinsky-Schäfer betreibt in Bad Münder (Hameln-Pyrmont, Niedersachsen) das Berggasthaus „Ziegenbuche“ und spricht über Herausforderungen sowie digitale Lösungen während der Covid19-Pandemie.

Im letzten Jahr haben Sie weitestgehend keine Gäste vor Ort bewirten dürfen: Wie Sie konkret darauf reagiert?

„Nachdem wir die ersten sieben bis zehn Tage in Sockstarre gefallen sind, hat sich schnell die Idee eines ‘To Go-Services’ ergeben. Bedeutet im Konkreten, dass unsere Gäste ihr Essen bei uns bestellt haben und es 30 Minuten später abholen konnten. Im zweiten Schritt haben wir unsere Idee weiterentwickelt und eine Bestell-Website entwickelt, auf der die Gäste mit einem Wunschdatum und Wunschuhrzeit bestellen können. Als wir im Sommer 2020 wieder kurzzeitig öffnen durften, haben wir an jedem Tisch QR-Codes platziert, die man mit dem Smartphone einscannen kann. Man wird direkt zur Speisekarte weitergeleitet. So ist die kontaktlose Bestellung leichter und die Abwicklung geht schneller.“

 

Digitalisierte Abläufe sind in Ihrer Branche spürbar katalysiert worden. Hat sich auch das Kundenverhalten spürbar verändert?

„Das Kundenverhalten hat sich insofern verändert, dass wir als Dienstleister weniger mit den Gästen kommunizieren. Als Hotelfachfrau ist es mir wichtig, den Gästen mit einem kurzen, lockeren Plausch zu zeigen, dass sie willkommen sind und sich wohl fühlen. Dieser Part fällt jedoch immer häufiger weg, wenn man an den Tisch kommt, bestellen die Gäste bereits ihre Getränke und ihr Gericht, da sie per QR-Code ohne Bewirtung an alle Informationen kommen. Es ist spürbar schnelllebiger geworden, die Gäste haben weniger Zeit für Kommunikation und wollen gleichzeitig eine größere Auswahl an Speisen.“

 

Blicken wir in Ihr Orakel: Welche neuen Formen der Digitalisierung könnten die Abläufe der Gastronomie künftig prägen?

„Fest steht, dass die Gastronomie niemals komplett digitalisiert werden kann. Natürlich sind wir über die sozialen Medien vertreten und haben mittlerweile auch einen WhatsApp-Dienst, der unkomplizierte Bestellungen ermöglicht. Betrachtet man mal das Verhalten der Gäste während ihres Aufenthalts im Restaurant, wird schnell deutlich, dass am Tisch immer weniger gesprochen und das Smartphone immer häufiger in der Hand gehalten wird. Einer der nächsten Schritte könnte sein, dass die Gäste per QR-Code nicht nur ihr Essen aussuchen, sondern auch gleichzeitig bestellen können. Anschließend wird das Essen per Band ausgeliefert. Ich bin mir auf der anderen Seite aber sicher, dass der Großteil der Gäste weiterhin die menschliche Kommunikation bevorzugt und dieser Schritt hoffentlich nicht nur Normalität wird. Für mich gehört zu einem guten Restaurant die Bewirtung am Tisch, das gute Feeling und dass die Gäste Zeit mitbringen, um das Erlebnis auch auszukosten zu können.“

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