„Brauchen eine breite gesellschaftliche Debatte über Datenschutz“
Jung, dynamisch, intelligent – Levin Eisenmann kandidiert mit 23 Jahren für den Landtag in Baden-Württemberg und befindet sich parallel in den Vorbereitungen für sein Staatsexamen im Rahmen seines Studiums der Rechtswissenschaften.
Ihre Standpunkte zur Digitalisierung beziehen sich insbesondere auf öffentliche Einrichten, beispielsweise Schulen. Während viele Unternehmen dem Vernehmen nach flexibel und zügig mit digitalisierten Angeboten auf die Corona-Pandemie reagiert haben, fiel dies dem öffentlichen Sektor scheinbar schwieriger. Wo sehen Sie die Gründe für diese Entwicklung?
„Wie in vielen Bereichen ist der Haupt-Hinderungsgrund die zu große Bürokratie und mangelnde Flexibilität. Wir brauchen eine breite gesellschaftliche Debatte über Datenschutz, denn dieser bremst viele gute Ideen und Vorhaben wieder aus. Das sehen wir bei der ‘Corona Warn-App’ und an den zahlreichen Auflagen, die der Mittelstand sowie Vereine im Zuge der DSGVO bekommen haben. Die öffentlichen Einrichtungen wollen hier oft noch genauer sein – manchmal genauer, als es möglich ist. Dies führt zu Schwierigkeiten in der technischen Umsetzung. Hier muss mehr Pragmatismus und weniger Angst die Devise sein. Ich habe aber die Hoffnung, dass wir durch Corona die Einsicht haben, welche Möglichkeiten in der Digitalisierung stecken.“
Wie sieht für Sie die digitalisierte Schule aus?
„Weiterhin Präsenzunterricht – aber mehr digitale Lerninhalte. Die Themen Quellenrecherche, Umgang mit den eigenen Daten, Erkennen digitaler Chancen sind alles Kompetenzen, die mehr vermittelt werden müssen. Am besten in einem eigenen Schulfach an allen weiterführenden Schulen, das Medienkompetenz und Informatik vereint. Anstatt zehn Jahre alten Büchern brauchen wir moderne Endgeräte, die immer aktuelle Inhalte liefern. Dazu gehört eine digitale Lernplattform mit ausreichend Kapazität und Vertrauen. Und so wie es an jeder Schule einen Hausmeister gibt, der hoffentlich den kaputten Stuhl repariert, brauchen wir an allen Schulen eine Art ‘Hausmeister für die Digitalisierung’, der für Fragen und Anliegen in diesem Bereich zuständig ist.“
Welche Kompetenzen müssen Schüler*innen Ihrer Meinung nach erwerben, um optimal auf den Arbeitsmarkt in einer digitalisierten Gesellschaft vorbereitet zu sein?
„Der Laptop ist heute bereits ein Teil des Alltags wie die Zahnbürste. Wir müssen aber mehr die Möglichkeiten vermitteln. Programmiersprache, der Umgang mit vernetzten Systemen oder schlichtweg auch die Bedienung von Grundprogrammen wie Word und Excel, müssen besser werden. Aber auch die sozialen Kompetenzen neben dieser digitalen Welt müssen wir im Blick behalten – damit alltagsfähige, junge Erwachsene die Schule verlassen. Dazu gehört auch, Dinge wie Steuern, StartUps und das Funktionieren von Landwirtschaft/Forstwirtschaft zu vermitteln.“