“Die Pandemie hat vor allem da zu einem “Digitalisierungs-Boom” geführt, wo es unbedingt notwendig war.”
Dr. Stefan Voigt ist stellvertretender Leiter des Mittelstand 4.0-Kompentenzzentrum Magdeburg, das Mitglied der Initiative “Mittelstand Digital” ist. Gemeinsam mit seinem Team unterstützt Voigt kleine und mittelständische Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung.
In welchen Bereichen ist die Digitalisierung des eigenen Unternehmens sinnvoll?
“Prinzipiell gibt es in nahezu allen Bereichen eines Unternehmens Digitalisierungspotenziale, doch es geht nicht darum, Digitalisierung der Digitalisierung willen zu betreiben. Daher ist es wichtig zu schauen, wo genau Bedarf besteht. Ich würde immer in zwei Richtungen schauen. Aus Sicht der Geschäftsführung ist der strategische Blick wichtig: Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Welche äußeren Einflüsse betreffen unser Unternehmen und welche Chancen bieten sich? Eine Digitalisierungsstrategie sollte an der Unternehmensstrategie anknüpfen, sofern vorhanden. Genauso kann aber aus Sicht der einzelnen Prozesse geschaut werden, was kann verbessert werden? Wo lassen sich durch Digitalisierung Effizienzpotenziale heben? Die Antwort auf die Frage ist also unternehmensindividuell zu beantworten, nicht pauschal.”
Was sind die größten Herausforderungen für mittelständische Unternehmen, die sich digital aufstellen wollen?
“Digitalisierung ist ein breites Feld und bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zur Verbesserung des Unternehmens. Die kniffligste Frage ist für viele KMU (kleine und mittelständische Unternehmen, Anm. d. Red.): Wo fange ich an und wie gehe ich dabei vor? Dabei hilft oftmals ein Blick von außen – bspw. durch Expert:innen aus der Initiative Mittelstand-Digital die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert werden und damit kostenfrei und anbieterneutral unterstützen. Zum anderen hilft sicher ein systematischer Blick auf das eigene Unternehmen, beispielsweise mit Hilfe verschiedener Digitalisierungs-CheckUps, wie dem unseren: https://checkup.vernetzt-wachsen.de/. Digitalisierung kostet aber zunächst auch Zeit und Geld, was beides in KMU oftmals knapp ist. Zum Glück gibt es vielfältige Fördermöglichkeiten auf Ebene der Bundesländer oder seitens des BMWi. “
Glauben Sie an einen durch die Corona-Pandemie ausgelösten “Digitalisierungs-Boom”, gerade bei mittelständischen Unternehmen?
“Mittelständische Unternehmen sind oft vom Tagesgeschäft getrieben. Die Pandemie hat vor allem da zu einem “Digitalisierungs-Boom” geführt, wo es unbedingt notwendig war. Beispielsweise hinsichtlich Webkonferenzen, Online-Shops oder digitaler Kommunikationskanäle mit den Kund:innen. Einige Studien zeigen, dass sich Unternehmen auch mittelfristig weiter mit der Digitalisierung ihrer Prozesse oder sogar Geschäftsmodelle beschäftigen wollen. Das bleibt zu hoffen, aber sobald der externe Druck – in diesem Fall die Einschränkungen der Pandemie – nachlässt, wird man schnell in alte Muster verfallen. Ich bin da etwas zwiegespalten was einen echten “Digitalisierungs-Boom” angeht, glaube aber, dass zumindest das Bewusstsein für die Sinnhaftigkeit der Digitalisierung stark gestiegen ist.”