“Der ländliche Raum fällt oft hinten herunter, wird übersehen oder nicht in Planungsprozesse involviert”
Anne Wihan ist Redakteurin und Moderatorin des Podcasts “Digitale Provinz”. Im Podcast geht es vor allem um die Digitalisierung in ländlicheren Gegenden Deutschlands, die bei politischen Entscheidungen oft vernachlässigt werden. Um diese Digitalisierungsprozesse auch auf dem Land zu beschleunigen braucht es, so Wihan, “die großen Drei”.
Wie schätzt du den Status Quo der Digitalisierung in ländlichen Gegenden
in Deutschland ein?
Wie kann eine flächendeckende Digitalisierung, also auch fernab der
Ballungszentren, beschleunigt werden?
„In meinen Augen gibt es da die Großen 3: Internet, Mobilität und Infrastruktur – die müssen da sein. Denn Digitalisierung umfasst nicht nur das rein Technische, sondern auch die Daseinsvorsorge in der Provinz und die Chance, Menschen ihren Alltag zu erleichtern. Wenn jede Region ab heute eine schnelle Internetverbindung zur Verfügung stellen könnte, könnten wir schon viele bestehende Probleme lösen. Darauf sollten wir den Fokus legen. Außerdem müsste dafür gesorgt werden, dass alle Menschen von A nach B kommen, egal ob sie einen Führerschein besitzen oder nicht, egal ob sie 18 oder 78 sind. Und zu Punkt No. 3: Eine Kommune lebt natürlich nicht nur von Internet und ÖPNV, sondern auch vom Ortsleben. Wenn eine soziale Infrastruktur in Form von Cafés, Kitas, Coworking-Spaces und kulturellen Einrichtungen da ist, bleiben die Menschen eher oder kommen vielleicht sogar aus der Großstadt (zurück) auf’s Land.”
Auf welchen politischen Ebenen siehst Du die Verantwortung, die
Digitalisierung auf dem Land voranzutreiben? Beim Bund, den Ländern oder den jeweiligen Kommunen?
„Das muss ein Zusammenspiel aus allen dreien sein. Der Bund muss dabei zum Beispiel die Voraussetzungen schaffen, dass digitale Angebote überhaupt überall umgesetzt werden können. Stichwort: Breitbandausbau. Die Länder stehen in der Verantwortung, Gelder richtig und sinnvoll zu verteilen und Projekte zu fördern. Aber auch jede Kommune kann das Ruder selbst in die Hand nehmen. Zum Beispiel durch Bürger*innen-Gespräche, um herauszufinden, welche Angebote den Menschen im Ort fehlen oder durch die Vernetzung mit anderen Kommunen im Umkreis, um gemeinsam Projekte zu realisieren. Und was dabei natürlich besonders wichtig ist: Offen und wach für die Chancen der Digitalisierung zu bleiben und auch mal über den Tellerrand zu schauen.”