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Digitale Union

„Ob Digitalisierung Fluch oder Segen ist, haben wir selbst in der Hand“

Fabian Gramling ist CDU-Bundestagskandidat für den Wahlkreis 266 (Neckar-Zaber) und Wirtschaftsexperte.

„Jobkiller“ und ein Instrument zur Vereinsamung oder ein Segen für die Gesellschaft der Zukunft – wie stehen Sie zur Digitalisierung?

„Unser Leben wird immer weiter digitaler – ob es uns gefällt oder nicht. Streamen im Urlaub am Strand, Online-Shopping beim Sonntagsspaziergang oder das Zugticket per App – alle drei Beispiele waren vor zehn Jahren undenkbar, sind aber heute gerade bei der jüngeren Generation Alltag. Die Digitalisierung wird unser Leben auch in Zukunft weiter verändern. Aufgabe von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ist es, sie wie die Industrialisierung im 19. Jahrhundert zum Jobmotor zu machen. Klar ist aber auch, dass die Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern den Menschen dienen muss. Ob die Digitalisierung ein Fluch oder ein Segen ist, haben wir selbst in der Hand. Deshalb müssen wir den Transformationsprozess aktiv mitgestalten und ergebnisoffen über das Thema Datenschutz diskutieren. Bei solchen wegweisenden Zukunftsthemen ist aber eines klar: Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Wer nicht mutig und zuversichtlich die Zukunft anpackt, wird mit Ansage Schiffbruch erleiden. Das ist mein Credo – auch mit Blick auf die Digitalisierung.“

 

Viele Arbeitnehmer*innen fürchten sich regelrecht vor der Digitalisierung, da Künstliche Intelligenz & Co. ihre berufliche Perspektive nehmen könnten. Wo muss die Politik ansetzen, um diesen vielen Menschen wieder einen positiven Blick auf die Zukunft zu bieten?

„Es wird zentral sein, welche Rückschlüsse die Politik aus den W-Fragen zieht: Was wird in Zukunft gearbeitet? Wie wird in Zukunft gearbeitet? Wo wird in Zukunft gearbeitet? Fakt ist, dass sich viele Berufe durch den voranschreitenden technischen Fortschritt weiter verändern und neue Berufe entstehen werden. Die Arbeitswelt ist im Wandel und die Anforderung an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden sich ändern. Das ist aber nichts grundsätzlich Neues. Ein Beispiel ist die Umstellung vom KFZ-Mechaniker zum Mechatroniker, die bereits Jahre zurückliegt. Was bedeutet das nun für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Arbeitsleben? Wichtig ist, dass Politik und Wirtschaft im Transformationsprozess niemand links liegen lässt. Wir können auch gar nicht auf die Erfahrung verzichten. Deshalb ist die Weiterbildung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtig. Humankapital ist unsere wichtigste Ressource. Es muss flächendeckende Weiterbildungsangebote geben, um Digital-, KI- und Softwarekompetenzen zu schaffen und zu vertiefen. Wenn wir auch in Zukunft attraktive Arbeitsplätze und Wohlstand haben möchten, müssen wir in Köpfe investieren. Die Bundesregierung hat mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie wichtige Weichen bereits gestellt. In Baden-Württemberg haben wir eine Weiterbildungsoffensive gestartet. In einem Modellprojekt für Qualifizierungsverbünde von Südwesttextil und Südwestmetall haben wir gezeigt, dass es möglich ist, auch kleine und mittlere Unternehmen in Netzwerken zusammenzubringen und Weiterbildungsmaßnahmen gemeinsam durchzuführen. Die Weiterbildung erfahrener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer muss flächendeckend forciert werden. Die Größe eines Unternehmens darf hier nicht zum limitierenden Faktor werden.“

 

Wie sieht Ihre Vision einer digitalisierten Zukunft aus?

„Wie eingangs bereits gesagt, muss die Digitalisierung den Menschen dienen. Sie eröffnet neue Möglichkeiten in verschiedenen Lebensbereichen. Davon will ich exemplarisch drei hervorheben, die unser Leben in Zukunft ein Stück besser machen können:
1. In der Corona-Pandemie hat sich bereits gezeigt, dass Digitalisierung neue, flexiblere Arbeitsformen ermöglicht. Ein Vorteil davon ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das flexiblere Arbeiten bedeutet für jeden Mitarbeiter aber auch mit mehr Freiheit und Verantwortung umzugehen. Unternehmen können die notwendigen Rahmenbedingungen nur schaffen, wenn sie ihren Mitarbeitern das notwendige Vertrauen entgegenbringen. Diese Herausforderung wird derzeit unter dem Begriff ‘New Work’ diskutiert. Wenn Freiheit und Verantwortung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als neue Kompetenzen begriffen werden, können neue Arbeitskonzepte zu Erfolgsmodellen werden. Natürlich werden solche Konzepte nicht in allen Branchen funktionieren. Es muss ganz genau geschaut werden, wo die Flexibilität passend und gewünscht ist.
2. Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten bei der Mobilität der Zukunft. Das autonome Fahren wird verschiedene Türen öffnen. Zum einen denke ich an autonom fahrende Autos, die ganz neue Formen des carsharings möglich machen werden. Zum anderen könnten autonom fahrende Busse Lücken im öffentlichen Personennahverkehr bedarfsgerecht schließen. Und schon heute kann der Verkehr in unseren Städten durch intelligente Verkehrsleitsysteme verflüssigt werden. Das alles trägt auch zu mehr Umwelt- und Klimaschutz bei. Digitalisierung ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft – ohne Verbote und Verzicht.
3. Eine digitale Verwaltung wird uns in Zukunft etliche Wege zum Amt sparen. Informations-, Kommunikations- und Transaktionsprozesse zwischen Politik, Verwaltung, Bürgern und Wirtschaft werden von überall, jederzeit und mit jedem Medium möglich sein. In Ländern wie Estland ist das schon heute möglich. Auch bei uns gibt es Fortschritte, aber wir müssen den Turbo einlegen. Mit der Ausweitung des e-Government muss auch das Once-Only-Prinzip Einzug in unsere Verwaltung finden. Sobald Bürgerinnen und Bürger oder ein Unternehmen ein Dokument bereits eingereicht haben, egal bei welcher Behörde, müssen andere Behörden in der Lage sein, auf dieses Dokument zuzugreifen. So wird unsere Verwaltung schneller, einfacher und kostengünstiger.“

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